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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - стр. 4

«Venus im Pelz!» rief ich. Ich deutete auf das Bild. «So habe ich sie im Traum gesehen.» – «Ich auch», sagte Severin, «nur habe ich meinen Traum mit offenen Augen geträumt.»

«Wie?»

«Ach! das ist eine dumme Geschichte.»

«Dein Bild hat offenbar Anlass zu meinem Traum gegeben», fuhr ich fort, «aber sage mir endlich einmal, was damit ist. Es hat eine Rolle in deinem Leben gespielt, und vielleicht eine sehr entscheidende, kann ich mir denken. Aber das weitere erwarte ich von dir.»

«Sieh dir einmal das Gegenstück an», sagte mein seltsamer Freund, ohne auf meine Frage zu antworten.

Das Gegenstück bildete eine treffliche Kopie der bekannten «Venus mit dem Spiegel» von Titian in der Dresdener Galerie.

«Nun, was willst du damit?»

Severin stand auf und wies mit dem Finger auf den Pelz, mit dem Titian seine Liebesgöttin bekleidet hat.

«Auch hier “Venus im Pelz“», sprach er fein lächelnd. «Ich glaube nicht, dass der alte Venetianer damit eine Absicht verbunden hat. Er hat einfach das Porträt von einer vornehmen Messaline gemacht. Er hat die Artigkeit gehabt, ihr den Spiegel halten zu lassen. Darin prüft sie ihre majestätischen Reize mit kaltem Behagen. Aber die Arbeit scheint ihm sauer genug zu werden. Das Bild ist eine gemalte Schmeichelei. Später hat ein ›Kenner‹ der Rokokozeit die Dame auf den Namen Venus getauft. Der Pelz der Despotin ist zu einem Symbol der Tyrannei und Grausamkeit geworden, welche im Weib und seiner Schönheit liegt.

Aber genug, so wie das Bild jetzt ist, erscheint es uns als die pikanteste Satire auf unsere Liebe. Venus, die im abstrakten Norden, in der eisigen christlichen Welt in einen großen schweren Pelz schlüpfen muss, um sich nicht zu erkälten[11]

Severin lachte und zündete eine neue Zigarette an.

Eben ging die Tür auf. Eine hübsche volle Blondine mit klugen freundlichen Augen, in einer schwarzen Seidenrobe, kam herein. Sie brachte uns kaltes Fleisch und Eier zum Tee. Severin nahm eines der letzteren und schlug es mit dem Messer auf. «Habe ich dir nicht gesagt, dass ich sie weich gekocht haben will?» rief er mit einer Heftigkeit. Die junge Frau zitterte.

«Aber lieber Sewtschu —» sprach sie ängstlich.

«Was Sewtschu», schrie er, «gehorchen sollst du, gehorchen, verstehst du», und er riß den Kantschuk, welcher neben seinen Waffen hing, vom Nagel.

Die hübsche Frau floh wie ein Reh rasch und furchtsam aus dem Zimmer.

«Warte nur, ich erwische dich noch», rief er ihr nach.

«Aber Severin», sagte ich, meine Hand auf seinen Arm legend, «wie kannst du die hübsche kleine Frau so erschrecken!»

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