Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - стр. 5
«Sieh dir das Weib nur an», antwortete er. Er winkte humoristisch mit den Augen zu, «hätte ich ihr geschmeichelt, so hätte sie mir die Schlinge um den Hals geworfen[12]. Weil ich sie mit dem Kantschuk erziehe, betet sie mich an.»
«Geh mir!»
«Geh du mir, so muss man die Weiber dressieren.»
«Leb meinetwegen wie ein Pascha in deinem Harem, aber stelle mir nicht Theorien auf —»
«Warum nicht», rief er lebhaft, «nirgends passt Goethes ›Du musst Hammer oder Amboss sein‹[13] so vortrefflich wie auf das Verhältnis von Mann und Weib. Das hat dir beiläufig Frau Venus im Traum auch zugegeben. In der Leidenschaft vom Mann ruht die Macht vom Weib. Es versteht sie zu benützen, wenn der Mann sich nicht vorsieht. Er hat nur die Wahl, der Tyrann oder der Sklave vom Weib zu sein. Wie er sich hingibt, hat er auch schon den Kopf im Joche und wird die Peitsche fühlen[14].»
«Seltsame Maximen!»
«Keine Maximen, sondern Erfahrungen», sagte er mit dem Kopf nickend, «ich bin im Ernst gepeitscht worden. Ich bin geheilt, willst du lesen wie?»
Er erhob sich und holte aus seinem massiven Schreibtisch eine kleine Handschrift, welche er vor mir auf den Tisch legte.
«Du hast früher nach jenem Bild gefragt. Ich bin dir schon lange eine Erklärung schuldig. Da – lies.»
Severin setzte sich zum Kamin, den Rücken gegen mich. Er schien mit offenen Augen zu träumen. Wieder war es still, und wieder sang das Feuer im Kamin, und der Samowar und das Heimchen im alten Gemäuer und ich schlug die Handschrift auf und las:
«Bekenntnisse eines Übersinnlichen», an dem Rande vom Manuskript standen als Motiv die bekannten Verse aus dem Faust variiert:
Mephistopheles.
Ich schlug das Titelblatt um und las: «Das Folgende habe ich aus meinem damaligen Tagebuch zusammengestellt, weil man seine Vergangenheit nie unbefangen darstellen kann. So aber hat alles seine frischen Farben, die Farben der Gegenwart.»
Gogol, der russische Molière, sagt – ja wo? – nun irgendwo – «die echte komische Muse ist jene, welcher unter der lachenden Larve die Tränen herabrinnen[15].»
Ein wunderbarer Ausspruch!
So ist es mir recht seltsam zumute, während ich das niederschreibe. Die Luft scheint mir mit einem Blumenduft gefüllt. Er betäubt mich und macht mir Kopfweh. Der Rauch des Kamines kräuselt. Ich muss unwillkürlich lächeln, ja laut lachen, indem ich meine Abenteuer niederschreibe. Doch schreibe ich nicht mit gewöhnlicher Tinte, sondern mit dem roten Blut. Es träufelt aus meinem Herzen, denn alle seine vernarbten Wunden haben sich geöffnet. Es zuckt und schmerzt, und fällt eine Träne auf das Papier.