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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - стр. 3

Ich sah die Hand. Aber diese Hand war auf einmal braun wie Bronze. Und die Stimme war die schwere Stimme von meinem Kosaken[9]. Er stand in seiner vollen Größe von nahe sechs Fuß vor mir.

«Stehen Sie doch auf», fuhr der Wackere fort, «es ist eine wahrhafte Schande.»

«Und warum eine Schande?»

«Eine Schande in Kleidern einzuschlafen und noch dazu bei einem Buch», er putzte die Kerzen und hob den Band auf. «Bei einem Buch von – er schlug den Deckel auf, von Hegel. Dabei ist es die höchste Zeit zu Herrn Severin zu fahren. Er erwartet uns zum Tee.»


«Ein Seltsamer Traum», sprach Severin. Als ich zu Ende war, stützte die Arme auf die Knie. Das Gesicht versank in die feinen Hände und versank in Nachdenken.

Ich wusste, dass er jetzt nicht mehr lange dauern konnte. So war es in der Tat. Für mich hatte sein Benehmen nichts Auffallendes, denn ich verkehrte seit beinahe drei Jahren in guter Freundschaft mit ihm. Ich hatte mich an alle seine Sonderbarkeiten gewöhnt. Denn sonderbar war er. Das ließ sich nicht leugnen. Er war auch lange nicht der gefährliche Narr. Nicht nur seine Nachbarschaft, sondern auch der ganze Kreis von Kolomea hielt ihn dafür. Mir war sein Wesen nicht bloß interessant, sondern in hohem Grad sympathisch.

Er zeigte für einen galizischen Edelmann und Gutsbesitzer wie für sein Alter – er war kaum über dreißig – eine auffallende Nüchternheit vom Wesen, einen gewissen Ernst, ja sogar Pedanterie. Er lebte nach einem minutiös ausgeführten, halb philosophischen, halb praktischen System, gleichsam nach der Uhr. Und nicht das allein: zu gleicher Zeit nach dem Thermometer, Barometer, Aerometer, Hydrometer, Hippokrates, Hufeland, Plato, Kant, Knigge und Lord Chesterfield. Dabei bekam er aber zu Zeiten heftige Anfälle von Leidenschaftlichkeit. Da machte er Miene, mit dem Kopfe durch die Wand zu gehen. Ihm ging jeder gerne aus dem Weg[10].

Während er also stumm blieb, sang dafür das Feuer im Kamin, sang der große Samowar Ich habe mich im Ahnherrnstuhl geschaukelt. Meine Zigarre rauchte. Das Heimchen im alten Gemäuer sang auch. Ich ließ meinen Blick über besondere Geräte, die Tiergerippe, ausgestopften Vögel, Globen, Gipsabgüsse. Sie waren in seinem Zimmer angehäuft. Zufällig blieb mein Blick auf einem Bild. Ich habe es oft genug gesehen. Aber gerade heute machte es mir einen unbeschreiblichen Eindruck.

Es war ein großes Ölgemälde in der kräftigen farbensatten Manier der belgischen Schule gemalt. Sein Gegenstand war seltsam genug.

Ein schönes Weib, ein sonniges Lachen auf dem feinen Antlitz, mit reichem, geschlungenem Haare. Der weiße Puder lag wie leichter Reif auf es. Es hat Auf den linken Arm gestützt. Es war nackt in einem dunkeln Pelz auf einer Ottomane. Ihre rechte Hand spielte mit einer Peitsche. Während ihr bloßer Fuß stützte sich nachlässig auf den Mann. Er lag vor ihr wie ein Sklave, wie ein Hund. Und dieser Mann war mit den scharfen, aber wohlgebildeten Zügen. Auf diesen Zügen lag brütende Schwermut und hingebende Leidenschaft. Er sah mit dem schwärmerischen brennenden Auge eines Märtyrers zu ihr empor. Dieser Mann war Severin, aber ohne Bart, wie es schien um zehn Jahre jünger.

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