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Венера в мехах. Уровень 3 / Venus im Pelz - стр. 19

«Aber, Severin», entgegnete Wanda beinahe zornig, «halten Sie mich denn für fähig, einen Mann, der mich so liebt wie Sie, den ich liebe, zu misshandeln?»

«Warum nicht, wenn ich Sie dafür um so mehr anbete? Man kann nur wahrhaft lieben, was über uns steht, ein Weib, das uns durch Schönheit, Temperament, Geist, Willenskraft unterwirft, dass unsere Despotin wird.»

«Also das, was andere abstößt, zieht Sie an?»

«So ist es. Es ist eben meine Seltsamkeit.»

«Nun, am Ende ist an allen Ihren Passionen nichts so Apartes oder Seltsames. Denn wem gefällt nicht ein schöner Pelz? Und jeder weiß und fühlt, wie nahe Wollust und Grausamkeit verwandt sind.»

«Bei mir ist dies alles aber auf das Höchste gesteigert», erwiderte ich.

«Das heißt, die Vernunft hat wenig Gewalt über Sie. Und Sie sind eine weiche hingebende sinnliche Natur.»

«Waren die Märtyrer auch weiche sinnliche Naturen?»

«Die Märtyrer?»

«Im Gegenteil, es waren übersinnliche Menschen, welche im Leiden einen Genuss fanden, welche die furchtbarsten Qualen, ja den Tod suchten wie andere die Freude. Und so ein Übersinnlicher bin ich, Madame.»

«Geben Sie nur acht, dass Sie dabei nicht auch zum Märtyrer der Liebe, zum Märtyrer eines Weibes werden.»


Wir sitzen auf Wandas kleinem Balkon in der lauen, duftigen Sommernacht. Ein Dach über uns. Zuerst den grünen Plafond von Schlingpflanzen, dann die Himmelsdecke. Aus dem Park tönt der leise, verliebte Lockton einer Katze. Und ich sitze auf einem Schemel zu den Füßen meiner Göttin und erzähle von meiner Kindheit.

«Und damals schon waren alle diese Seltsamkeiten bei Ihnen ausgeprägt?» fragte Wanda.

«Gewiss, ich erinnere mich keiner Zeit, wo ich sie nicht hatte, ja schon in der Wiege. So erzählte mir meine Mutter später, war ich übersinnlich. Man musste mich mit Ziegenmilch nähren. Als kleiner Junge zeigte ich eine rätselhafte Scheu vor Frauen. Darin hat sich eigentlich nur ein unheimliches Interesse für sie ausgedrückt. Das graue Gewölbe, das Halbdunkel einer Kirche beängstigten mich. Vor den glitzernden Altären und Heiligenbildern fasste mich eine förmliche Angst. Dagegen schlich ich heimlich zu einer Venus aus Gips. Sie stand in dem kleinen Bibliothekszimmer meines Vaters. Ich kniete nieder und sprach zu ihr die Gebete. Das hat mir man gelehrt. Das Vaterunser, das Gegrüßt seist du Maria und das Credo.

Einmal verließ ich nachts mein Bett, um sie zu besuchen. Die Mondsichel leuchtete mir und ließ die Göttin in einem kalten Licht erscheinen. Ich warf mich vor ihr nieder, küsste ihre kalten Füße. Ich habe es bei unseren Landleuten gesehen, wenn sie die Füße des toten Heilands küssten.

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